Die-Null-Grenzkosten-Gesellschaft by Jeremy Rifkin

Die-Null-Grenzkosten-Gesellschaft by Jeremy Rifkin

Autor:Jeremy Rifkin [Rifkin, Jeremy]
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3, epub
Tags: Kapitalismus, Zukunft, Share Economy, Vordenker, Internet der Dinge
Herausgeber: Campus Verlag GmbH
veröffentlicht: 2014-09-12T22:00:00+00:00


Globalisierung vs. Wiederöffnen der globalen Commons

1999 gingen in Seattle Zehntausende von Aktivisten auf die Straße, um gegen eine Tagung der Welthandelsorganisation (WTO) zu demonstrieren. Eine beeindruckende Riege von NGOs, Gewerkschaften, Feministinnen, Akademikern, Bauernverbänden, Umwelt- und Tierschützern sowie Fair-Trade- und religiösen Gruppen forderten die Rückeroberung der öffentlichen Commons. Die Demonstranten drängten sich auf den Straßen um das Washington State Convention and Trade Center, blockierten die Kreuzungen und hinderten WTO-Delegierte an der Teilnahme an den Meetings. Sogar der Stadtrat von Seattle schloss sich an, der die Stadt einstimmig zu einer »Multilaterale Abkommen über Investitionen«-freien Zone erklärte. Die internationale Presse schloss sich an; nicht wenige Blätter stellten sich auf die Seite der Demonstranten. Einige Tage vor der weltweiten Konferenz ritt der Londoner Independent in einem Leitartikel eine vernichtende Attacke gegen die WTO selbst.

So, wie [die WTO] in jüngster Zeit ihre Macht einsetzt, kann man sich des Verdachts nicht erwehren, ihre Initialen sollten besser für World Take Over stehen. In einer Reihe von Entscheidungen strich sie Maßnahmen zur Unterstützung der Armen ebenso wie zum Schutz von Umwelt und Gesundheit, und das alles im Interesse privater – für gewöhnlich amerikanischer – Unternehmen.73

Die Demonstrationen führten zu über 600 Festnahmen und markierten einen Wendepunkt im Run auf die Globalisierung. Mit einem Mal gab es eine nicht zu übersehende öffentliche Opposition.74

Die Demonstrationen waren auch noch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Viele von den Aktivisten waren Hacker, die bei der Logistik der Demonstrationen behilflich waren. Es war einer der ersten Proteste, die mit E-Mail, Chatrooms, Live-Internet-Übertragungen, virtuellen Sit-ins und Mobiltelefonen arbeiteten, um die Mobilisierung im Vorfeld der Ereignisse zu koordinieren. Die Synchronisation der Logistik mithilfe von IT und Internetmedien während der Demonstrationen selbst war eine Vorschau auf das, was sich auf den Straßen von Kairo und anderen Brandherden des Arabischen Frühlings zwölf Jahre später abspielen sollte.

Die Hacker hatten guten Grund, sich mit Umweltschützern, Gewerkschaftern und Fair-Trade-Aktivisten zusammenzutun. Erst im Jahr zuvor hatte der amerikanische Kongress den Sonny Bono Copyright Extension Act verabschiedet, und Präsident Clintons Unterschrift hatte ihn zum Gesetz gemacht.75 Das Gesetz verlängerte den Urheberrechtsschutz auf siebzig Jahre nach dem Tod des Autors. Im selben Jahr billigte der amerikanische Senat den Digital Millennium Copyright Act, und Bill Clinton unterzeichnete ihn; der DMCA implementierte zwei Verträge der World Intellectual Property Organization (WIPO).76 Diese Verträge machten es im Verein mit nationalem Gesetz illegal, mit welchen Technologien und Methoden auch immer den Kopierschutz beziehungsweise das Digital Rights Management (DRM) zu umgehen.

Die Free-Culture-Bewegung entstand aus diesen beiden Meilensteinen der Gesetzgebung, deren einziger Zweck darin bestand, die freie Verteilung von urheberrechtlich geschütztem Material über das Internet zu verhindern. 1999 focht Lessig den Sonny Bono Act an und ging mit seiner Klage bis vor den Supreme Court.

Die Demonstranten von Seattle ließen keinen Zweifel daran, wogegen sie demonstrierten: die Privatisierung menschlichen Wissens und der Ressourcen der Erde. Die Antiglobalisierungsbewegung sammelte sich unter dem Banner der Ablehnung eines existierenden Paradigmas. Intern wie auch in der Öffentlichkeit erhob sich jedoch die Frage, wofür man eigentlich war. Wenn nicht für Globalisierung durch Privatisierung, was dann? Um diese Zeit etwa



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